Lagebericht zum Hygieneprojekt der Lebensretter in Ghana 
// Martin Leidner und Ines Baumann

St. Martin´s Catholic Hospital in Agroyesum & Holy Family Catholic Hospital in Nkawkaw 17.11. – 07.12.2024

Der Einsatz im St. Martin´s Hospital in Agroyesum nahm die ersten beiden Wochen in Anspruch. Seit vielen Jahren assistiere ich dort den chirurgischen Teams und engagiere mich für eine Verbesserung der hygienischen Bedingungen.

Zusammen mit meiner Partnerin überprüfte ich diesmal ausschließlich und eingehend die vorhandenen Strukturen der Händehygiene und Flächendesinfektion. Hier gab es erheblichen und teilweise unerwarteten Handlungsbedarf.

Zunächst führten wir durch Begehung aller Stationen und Funktionsbereiche eine Ist-Analyse aus hygienischer Sicht durch. Wir mussten feststellen, dass mittlerweile viele der manuellen Händedesinfektionsspender defekt und nur wenige der kürzlich gelieferten elektronischen Spender montiert waren. Bereits vorhandene Spender waren meist nicht im Betrieb, einfach schon deshalb, weil es an den zugehörigen Batterien mangelt. Für die Händedesinfektion blieb weiterhin nur Wasser und Seife.

Um doch noch eine effektive Krankenhaushygiene zu etablieren, hielten wir Rücksprache mit dem Direktorium. Die nächsten Tage veranstalteten wir in enger Zusammenarbeit mit dem Hygienebeauftragten des Krankenhauses, Herrn Nana Issaka Issifu, Refresherkurse. Der Oberin Schwester Mary Assumpta gelang es, weiten Teilen der Belegschaft Zugang zu den Kursen zu ermöglichen. Ihre persönliche Anwesenheit bei fast allen Präsentationen wirkte nicht nur motivierend auf die Belegschaft, sondern half auch über sprachliche Hürden hinweg. Im Wesentlichen wiederholten wir die „Fünf Momente der Händedesinfektion“ gemäß den internationalen WHO Richtlinien und stellten noch einmal ausführlich die korrekte Händedesinfektion vor, sowohl mit alkoholischem Desinfektionsmittel als auch mit Wasser und Seife. Wir festigten und lockerten die Theorie mit praktischen Übungen und unterhaltenden, wie anschaulichen Filmbeiträgen.

 

In den darauffolgenden Tagen hatte das Personal auch auf den Stationen und den Funktionsbereichen bei unseren Compliance-Beobachtungen und Gesprächen Gelegenheit, das Geübte und Wiederholte praxisnah zu festigen.

In der zweiten Woche lag der Schwerpunkt auf der Flächendesinfektion. Es wurden spezielle Schulungen für das Reinigungspersonal angeboten. Auch hier zeigte sich, dass bereits etablierte Vorgehensweisen aufgrund von fehlendem oder defektem Material nicht mehr durchführbar sind. Für mittlerweile verschlissene Wischmoppbezüge fehlt Ersatz und einige der 2019 gelieferten Reinigungstrolleys sind stark reparaturbedürftig und nicht mehr funktionsfähig.

Dem Direktorium sicherte ich zu, manuelle Desinfektionsspender aus meinem privaten Bestand zu ersetzen, sobald sich eine Liefermöglichkeit bietet. Bei der Reinigungsfirma meines Arbeitgebers, dem Marienhaus Klinikum Hetzelstift Neustadt/Weinstraße, werde ich Ersatz- Wischmoppbezüge anfragen.

Die Produktion von alkoholischem Händedesinfektionsmittel in Agroyesum durch den Krankenhausapotheker, wurde zur Zeit der Pandemie vorangetrieben und sichergestellt. Die Herstellung von Desinfektionslösung ist hier auch heute noch in ausreichender Menge und Qualität gewährleistet.

Die dritte Woche verbrachten wir am Holy Family Hospital in Nkawkaw. Wir wurden sehr freundlich vom Direktorium empfangen und bedankten uns mit einem Exemplar von Thierry Crouzet’s „Clean Hands Save Lives“. Darin wird auf den Schweizer Arzt Didier Pittet aufmerksam gemacht, der als Fachmann für Händehygiene und Infektionskontrolle der Universität Genf weltweit im Auftrag der WHO wirkt und auch für uns ein Vorbild ist.

Wir wurden am Holy Family Hospital aber nicht nur herzlich aufgenommen, sondern bekamen auch Hilfe und Unterstützung von allen Seiten. Aus der Puplic Health Unit wurde uns Frau Joana Gaise zugeteilt, die motiviert und unermüdlich unseren Einsatz begleitete. Der Verwaltungsdirektor Father Derick Mawuli versicherte uns, das Hygieneprojekt auch nach unserer Abreise durch Joana begleiten zu lassen und weiter voranzubringen.

Nach der Begehung aller Stationen und Bereiche des Krankenhauses, sowie der Vorstellung von uns und unserer Tätigkeit, erstellten wir eine Ist-Analyse bezüglich der Händedesinfektion.

Obwohl viele der im Frühjahr gelieferten Händedesinfektionsspender montiert und hier, dank der Initiative von Herrn Prof. Dr. Ulrich Vetter, mit Batterien ausgestattet und damit funktionsfähig waren, wurden die Hände meist wie gewohnt am Pflegestützpunkt mit Wasser und Seife gesäubert. Zwischen den Waschungen wurden allerdings etliche Patienten behandelt und viele Oberflächen berührt. Weder fand eine Zwischendesinfektion, noch ein Handschuhwechsel statt. Der Keimverschleppung zwischen Patienten, Personal und Materialien waren Tür und Tor geöffnet.

Die Gründe dieses Missstandes liegen sicher auch in der schlechten Erreichbarkeit der Desinfektionsspender. Viele waren außerhalb der direkten Patientenumgebung montiert und nicht befüllt, da die Schlüssel zum Öffnen der Spender nicht auf der Station hinterlegt waren. Einige Behälter waren außerdem unsachgemäß mit Gel befüllt. Die zähe Gelkonsistenz verklebt die Düsen und behindert die Sprühfunktion. Die künftige Hygienebeauftragte Joana versprach, ab sofort die korrekte Befüllung sicherzustellen und die Schlüssel zum Auffüllen auf den Stationen zugänglich zu machen. Zudem sorgte sie dafür, dass die noch eingelagerten Spender jetzt vorteilhafter innerhalb der Patientenzimmer montiert wurden.

In den nächsten beiden Tagen wurde uns der große Schulungsraum der Klinik zur Verfügung gestellt. Wir hielten dort unsere Vorträge, die mit Experimenten (Sichtbarmachen der Keimübertragung mit fluoreszierender Creme unter Schwarzlicht), erklärenden Videos sowie einem kleinen Quiz unterlegt sind. Unsere Präsentationen, die gemäß dem internationalen Projekt der WHO „Clean Care Is Safer Care“ zur Verbesserung der Händehygiene konzipiert sind, fanden sichtlich Anklang. Die verschiedenen Möglichkeiten der Händehygiene wurden ausführlich anhand von Beispielen aufgezeigt und deren korrekte Durchführung geübt. Am Ende stellten wir kurz das WHO-Projekt mit Professor Pittet „Clean Hands Save Lives“ vor, für das sich Krankenhäuser aus aller Welt qualifizieren können.

Bei anschließende Visiten auf den Stationen und in den Funktionsbereichen fanden intensive Schulungen vor Ort in kleinen Gruppen statt, um so die Belegschaft bei der praktischen Umsetzung des Erlernten zu unterstützen. Wir konnten so das vorhandene Wissen abrufen und ergänzen, aber auch Personal erreichen, das nicht an unseren Präsentationen teilnehmen konnte. Als ständige Informationsquelle und tägliche Erinnerung, baten wir Joana und ihr Team, laminierte Schaubilder der „Five Moments Of Handhygiene“ nahe den Desinfektionsspendern anzubringen. Sie fand diese Aktion zielführend und begann unverzüglich mit der Plakatierung.

Auf ihren eigenen Wunsch haben wir Joana (mittleres Bild, rechts) auch gerne mit unserem Schulungsmaterial ausgestattet, so dass sie bestens für die Voranbringung einer effektiven Hygienepraxis ausgestattet sein sollte. Selbstverständlich stehen wir auch weiterhin bei Fragen und Anregungen zur Verfügung.

Die Händedesinfektion ist laut führender Experten die wichtigste Einzelmaßnahme zur Vermeidung von Infektionen. In Zeiten von stetig steigenden Antibiotikaresistenzen und Pandemien ein geradezu überlebenswichtiges Instrument. Um die Infektionsketten zu unterbrechen, fordert die WHO unmittelbar nach jedem Patientenkontakt die Desinfektion der Hände. Diese einfache Maßnahme sollte weder an fehlenden, defekten oder falsch montierten Desinfektionsspendern, noch an schwer erreichbaren Handwaschplätzen scheitern müssen.

Eine effektive, alltagstaugliche und erschwingliche Lösung können wir uns durch das Anbringen von mobilen Universalhaltern in unmittelbarer Patientennähe (Bettgestell) vorstellen. In diese leicht zu befestigende Vorrichtung wird eine wiederbefüllbare Desinfektionsflasche mit Pumpe geklemmt. Solch ein robuster, wartungsarmer und somit kostengünstiger Spender kann durch die vereinfachte Verfügbarkeit die Compliance der Händehygiene wesentlich erhöhen. Wirksame Händehygiene braucht neben geschultem und motiviertem Personal auch durchsetzbare, angepasste technische Lösungen vor Ort.

Die neuen Spender stellten wir bei den jeweiligen Abschlussgesprächen dem Direktorium beider Häuser vor. Erwartungsgemäß zeigte sowohl Schwester Mary Assumpta in Agroyesum, als auch Father Derick Mawuli in Nkawkaw, großes Interesse an dieser so einfachen, wie wirkungsvollen Lösung. Doch auch eine kostengünstige Anschaffung bedarf einer Finanzierung. Wir wünschen uns sehr, dass die nun neu auf dem Markt verfügbaren „Bettflaschen“ den Beifall der Investoren bekommen und künftig auch die Überlebenschancen der Patienten in Ghana erhöhen dürfen.

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